Cartagena, oje!

Cartagena ist DIE Touristendestination Kolumbiens. Alle Reiseführer sind voll des Lobes. Wir waren mässig begeistert.

Von Medellin trug uns ein Flugzeug innert einer guten Stunde in den Norden Kolumbiens an die Karibik-Küste. Unser Ziel – und nicht nur unseres – war Cartagena, gemeinhin DIE Touristendestination in Kolumbien. Nicht zuletzt weil hier die grossen Karibik-Kreuzfahrtschiffe anlegen und die Stadt dann kurzerhand von Tausenden Touristen geflutet wird.

Unser Problem waren aber nicht die Kreuzfahrtschiffe. Da haben wir keines entdeckt. Das Problem war eher, dass aufgrund eines Feiertags halb Kolumbien in Cartagena weilte. Langes Wochenende – mit angehängter Ferienwoche, wir wir bald erfahren mussten. Booking.com meldete „alles ausgebucht“. Also mal AirBnB konsultieren. Auch da nur noch Trostpreise. Wir sind ja selbst schuld, wenn wir auch immer so spontan eine Unterkunft suchen…

Item, wir fanden noch Platz. In einem veganen Yoga-Haus gabs noch ein Zimmer. Somit war der Weg frei für Cartagena, dieses gemäss Reiseführer liebevollst erhaltene Kolonialstädtchen. Cartagena war schon immer ein wichtiger und reicher Hafen, quasi das Tor zu Südamerika, denn zu kolonialen Zeiten gab es ja noch keinen Panamakanal. Die Altstadt ist gut geschützt durch einen mächtigen Wall, der errichtet wurde, um fiese Piraten und angriffslustige Briten abzuhalten. Unsere Reiseführer prophezeiten einhellig, dass wir uns der Magie eines lauen Abendspaziergangs durch die wildromantische Altstadt nicht entziehen könnten. Der Vergleich mit Havanna lag in der Luft, allerdings besser erhalten und touristisch noch attraktiver.

Nicht wirklich.

Vielleicht waren wir aber einfach nicht in Stimmung.

Wir hatten mit drei Problemen zu kämpfen.

Hitze
Ok, da kann Cartagena jetzt nix dafür, aber wenn man aus dem noch bergigen Medellin direkt an die karibische Küste wechselt, dann wird einem ganz einfach heiss. Dazu kommt die Feuchte vom Meer. Ermattet trotteten wir durch die Altstadt. Und damit zu Problem Nummer zwei.

Leute
Alles war voll mit Touristen. Die Strassen, die Plätze, die Bars, die Cafés, die Restaurants. Nicht, dass es an Restaurants mangelte. Bei all den Leuten war es kein Problem, irgendwo unterzukommen. Aber es ist halt eine enge Altstadt. Verstopft mit Leuten. Und viele Leute ziehen Verkäufer an. Locken Restaurant-Ausrufer hervor. Bringen Bettler mit sich. Da schwimmt man also mit letzter Kraft durch die dampfende Menge und dann kommt noch Problem Nummer drei:

Verkehr
Cartagena ist zwar ein hübsches Städtchen, aber leider nicht verkehrsfrei. Durch die engen Strassen fahren Autos. Grosse Autos, Typ neureich mit grossem Ego. Und Taxis, denn all die Menschen wollen ja transportiert werden. Und zu allem Überfluss noch Kutschen. Es gehört zum wildromantischen Touristenvergnügen, engumschlungen in einem Pferdegespann durch die Gassen zu klappern. Schön und gut, aber in Kombination mit den ersten zwei Problemen halfen das Gehupe, die Abgase und der Pferdegestank nur bedingt.

Hinzu kommt – quasi ein viertes Problem – dass die Altstadt zwar tatsächlich gut erhalten ist, dass sich aber entlang der alten Gassen nur Boutique-Hotels, Boutique-Bars, Boutique-Restaurants und halt Boutiquen reihen. Mit den entsprechenden Preisen. Wir retteten uns in ein klimatisiertes italienisch angehauchtes Restaurant nahe der Nullgradgrenze, assen unser Abendessen (teuer, aber immerhin gut) und flohen zurück in die Unterkunft.

Nur um da wieder mit Problem 1 konfrontiert zu werden. Der Hitze. Auch in der Nacht. Unser Zimmer hatte zwar zwei Ventilatoren, aber kein Fenster. Letztlich schmorten wir also in unserem eigenen Saft – in der Küche spricht man von Niedergaren. Irgendwann morgens um 3 erwache ich und sehe Paola fieberhaft auf dem Handy rumdrücken. Sie will raus hier, hat bereits ein Hotel gefunden, das vielleicht noch Platz hat, kann da aber nicht anrufen. Kolumbianische Telefonnummern sind eine Wissenschaft. Also aufstehen – schlafen können wir ja eh nicht – Taxi rufen und zum Hotel fahren.

Gute und schlechte Nachrichten. In dieser Nacht war zwar kein Zimmer frei, aber für die nächste Nacht konnten wir unseren Backofen verlassen. Dazu noch die interessante Erfahrung, Cartagena in der Früh aus dem Taxi zu sehen. Viele Nachteulen und zweifelhafte Gestalten mit kurzen Röcken und schwankendem Gang.

Cartagena mag für viele eine tolle Destination sein. Uns erwischte sie irgendwie auf dem falschen Fuss. So auch am zweiten Tag. (Fortsetzung folgt…)

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