2 Benjamins auf Reisen, Part I

Mann, mann, mann, manchmal will einfach nichts so klappen, wie es soll. Paola und ich sind ja nun nicht das erste Mal auf Reisen. Und so ist auch die jugendliche Nervosität am Flughafen nicht mehr so gross. Mit der abgebrühten Lässigkeit des Vielfliegers gelangt man zum Flughafen, lässt die Sicherheitskontrolle gelangweilt hinter sich, schlendert zum Gate und freut sich auf den bequemen, klimatisierten Sitz im Flugzeug.

Und dann genehmigt man sich zwei, drei Gläschen Rotwein, um die beklemmende Enge des Sitzes, die eiskalte, trockene Luft der Klimaanlage und den gräusligen Flugzeugfood möglichst schnell und nachhaltig auszublenden.

Aber zurück zu den zwei Benjamins. Es begann ja schon beim Packen. Wir reisen heute zur Abwechslung mal nur mit Handgepäck. Wo man sonst sein pralles Necessaire einfach im grossen Koffer verstaut, muss man erst mal dran denken, sein Shampoo und Duschgel fürs kleine Köfferchen in kleine, durchsichtige Portiönchen abzufüllen. Damit der Sicherheitsbeamte beim Check ganz schnell die Gewissheit erlangt, dass man im Kulturbeutel Mundwasser und keinen Flüssigsprengstoff mitführt. Da hätte Benjamin ja schon mal nicht dran gedacht, aber immerhin hat Benjamine da erstens Erfahrung und zweitens auch grad noch die notwendigen Töpfchen und Fläschchen in petto.

Dann also die Fahrt zum Flughafen. Gewohnt routiniert (wenn auch haarscharf an einem Zugsausfall vorbei).

Das Schlendern zur Ticketkontrolle ist dann ebenfalls ein Leichtes – es bleibt sogar Zeit, sich zu wundern, welche neuen Baustellen es am Flughafen Zürich immer wieder hat. Ein schneller Kontrollblick auf den blauen Bildschirm informiert uns auch rechtzeitig, dass unser Gate gewechselt hat. Gut zu wissen, dann können wir uns ja jetzt entspannt der Sicherheitskontrolle zuwenden.

Handgepäck aufs Band, Umhängetasche auch. iPad rausnehmen und durchsichtige Kosmetikfläschchen locker in die Schale gelegt. Benjamin ist ja vorbereitet. Schuhe und Armbanduhr dürfen wir anbehalten. Letzter routinierter geistiger Check: kein Wasserfläschchen mehr im Gepäck, Hosentaschen leer, Sackmesser nicht dabei. Selbstsicheren Schrittes durchs Törchen treten, dankeadieubiszumnöchschtemal.

Aber halt: meine Umhängetasche bleibt stecken, wird aufs Abstellband geschoben. Da liegt sie, ganz allein, niemand rührt sie an. Das ganze Prozedere schreit förmlich nach Bombenalarm.

Eine nette Dame winkt mich zum Tisch und beginnt mit spitzen Finger, die Tasche zu sezieren. Die ganze Zeit überlege ich, was denn ihr Misstrauen erweckt haben könnte. Der inzwischen ziemlich ramponierte Blueberrymuffin? Der iPad-Stylus, den sie möglicherweise für ein Feuerzeug hält. Inzwischen liegt der gesamte Inhalt der Tasche auf dem Tisch. Ich kann auch optisch nichts Aussergewöhnliches erkennen. Sie auch nicht. Also Tasche zurück in den Scanner. Dieser blinkt rot. Immer noch Bombenstimmung. Jetzt noch schlimmer, offensichtlich habe ich das Mordinstrument auch noch gut in der Tasche versteckt. Nochmals zur manuellen Kontrolle. Mit noch spitzigeren Fingern. Wahrscheinlich sind inzwischen alle Kameras auf uns gerichtet, die SWAT-Einheit ist alarmiert, die Hundestaffel bellt sich schon warm… Da plötzlich zieht die gute Dame vor meinen Augen ein Messer aus meiner Tasche. War im Schirmfach ziemlich gut im Falz der Tasche verstaut. Ich wusste nicht mal, dass mein Crumpler-Bag ein Schirmfach hat. Geschweige denn, dass da ein Messer drin war. Dementsprechend verblüfft muss ich wohl aus der Wäsche geguckt haben. Und dementsprechend signalisierte ihre Menschenkenntnis der Sicherheitsdame und der Hundestaffel: Entwarnung. Ist nur wieder so ein Benjamin. Der will nix Böses. Der will nur spielen.

Die Auflösung bezüglich des Messers: für die Bahnfahrt in die Skiferien hatte ich im Januar einen Zwipf in meiner Tasche. Brot, Käse, ein paar Früchte. Und ein rotes Küchenmesserli, um selbige zu schneiden. Nach den Skiferien blieb jenes Messerli verschollen, wurde abgeschrieben und durch ein neues ersetzt. Niemand hat mehr daran gedacht, schon gar nicht jener Benjamin, der es seit Januar jeden Tag in seiner Tasche spazieren führte und heute mit Schamesröte im Gesicht zusehen musste, wie das Messer am Flughafen Zürich definitiv entsorgt wurde.

Und wer jetzt denkt, dass diese bisher so entspannte Flugreise auch weiterhin so ruhig und ohne Zwischenfälle weiter ging, dem sei empfohlen, den morgigen Post zu lesen… 

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