BA hat uns wieder

Seit gestern sind wir für einen kurzen Zwischenstopp in Buenos Aires. Dieses Mal haben wir kaum Zeit für ausgiebige Stadtbesichtigungen. Wir sind nur für 3 Tage zu Besuch, am Sonntag geht es dann weiter Richtung Bariloche.

Wir logieren bei unseren Freunden Marion und Fabian, die ein kleines Tango-Hotel führen (wer mal in BA ein hübsches Hotel sucht: www.apassionata-tango.com). Wir nutzen die Zeit mit Schwatzen, Einkaufen, Essen und Schlafen. Zur Zeit haben wir gute 30°C hier und am Nachmittag tut man gut daran, etwas Siesta zu machen.

Trotzdem: für ein paar Stadtspaziergänge reicht es. Und da zeigt sich wieder mal das wahre Buenos Aires: Mit einem Auge muss man immer nach oben gucken, damit man nicht von tropfenden Klimaanlagen belästigt wird. Das zweite Auge ist dagegen konzentriert zu Boden gerichtet, denn es gilt, mit grossem Geschick den Hundehaufen auszuweichen. Haufen, die sich übrigens bei diesem Wetter auch mit dem unverwechselbaren Odeur bemerkbar machen. BA müffelt halt einfach ein wenig, das gehört zur Stadt und passt eigentlich ganz gut zur Patina der Häuser und Strassen. Diese bekommt man mit, wenn man ab und zu die Augen auch mal nach vorne oder nach hinten richtet.

Seit heute sind wir stolze Mitglieder des ACA – dem Automobilclub Argentiniens. Quasi der hiesige TCS. Wir sind in den nächsten Wochen ziemlich in der Pampa unterwegs und sind wohl froh, wenn wir eine Telefonnummer haben, an die wir uns vertrauensvoll wenden können, wenn was mit dem Auto nicht stimmt. Zumal wir zwei von vielem was verstehen, aber von Autos definitiv nichts.

Morgen kommt dann noch die grosse Aufgabe auf uns zu, für unsere iPhones SIM-Karten zu besorgen. An und für sich überhaupt kein Problem. Im Detail dann aber doch eine grosse Herausforderung, denn wir brauchen die ganz kleinen SIM-Karten und die sind arg dünn gesät. Mal schauen, ob Sie uns in der Firmenzentrale des einen Telekommunikationsunternehmens weiterhelfen können.

Wenn wir in BA sind und im Apassionata wohnen, dann gehört ein Besuch bei Pinuccio dazu. Das ist ein phänomenales italienisches Restaurant mit einem unglaublich leckeren Vorspeisenbuffet. Hat auch heute wieder absolut göttlich gemundet und wird morgen abend wahrscheinlich nochmals von uns angelaufen. Fleisch können wir ja auch in den nächsten Wochen noch genug essen…

Der letzte Tag

Auf See zumindest. Heute morgen sind wir in die Rio de la Plata Mündung eingebogen. Vor langer langer Zeit hat das schon mal ein Schiff gemacht. Der Kapitän glaubte, er habe endlich eine Passage gefunden, um von Europa her nach Asien zu gelangen. Er staunte zwar, dass das Meerwasser nicht so arg salzig war, aber es dauerte einige Tage, bis Magellan – so hiess der Kapitän – begriff, dass es sich nur um eine Bucht, um eine Flussmündung handelte. Magellan sollte auf seiner Reise noch viele solcher Buchten erkunden, bis er dann endlich ganz im Süden unten die Passage fand – die Magellanstrasse. Wir kommen auch noch dahin.
Für den Moment durchqueren wir nun also die Mündung des Rio Plata Delta. Da es sich eben eigentlich um ein Flussdelta mit Süsswasser handelt, nennt man die Bucht auch „Mar Dulce“ – süsses Meer.
Das Wasser hier ist nicht nur süss, sondern auch trüb. Im Wasser schwimmt der ganze Sand mit, den der Rio Paraná auf seinen 3700 Kilometern Weg durch Südamerika mitschwemnt. Das Delta ist nicht sehr tief und total verschlammt. Deshalb muss unser Kapitän ordentlich aufpassen, dass er immer schön in der rund 200m breiten Fahrrinne bleibt. Sonst bleibt unser Dampfer stecken.
Heute morgen sind wir bei Montevideo also eingebogen und heute abend werden wir ganz hinten im Delta in Buenos Aires anlegen. Am Ziel unserer Schiffsreise. Noch einmal werden wir in der Kajüte übernachten und dann morgen von Bord gehen.
Es ist schön, nach so vielen Erlebnissen und Eindrücken an Bord anzukommen – und zu wissen, dass uns noch ganz viel mehr erwartet!

… und jetzt sind wir da

Das Warten hatte heute um 18.30 Uhr Ortszeit ein Ende. Die Maschine wurde angeschmissen und wir sind losgetuckert.
Paranagua empfängt uns beim Eindunkeln. Die Einfahrt führte uns an einigen Badestränden und an einem Sonnenuntergang vorbei. In der Bucht liegen diverse Schiffe vor Anker, die ebenfalls auf Einfahrt warten. In der Fahrrinne kreuzten wir einen MAERSK-Riesen, der sich gerade auf den Weg machte. Spektakulär, wenn sich zwei solche Dampfer auf Augenhöhe begegnen.
Nun werden wir gerade von zwei Schleppern empfangen, die uns wohl um 180 Grad drehen, damit wir morgen Bug voran wieder losfahren können. Dann legen wir an und die Löscharbeiten nehmen ihren Lauf, während wir in unseren Kojen friedlich schlummern.

Sie lagen vor Paranagua

Vorgstern sind wir von Santos nach Paranagua gefahren, unser dritter Hafen in Brasilien und unser letzter vor Buenos Aires – dem Ziel unserer Schiffsreise.
Paranagua ist ein recht stattlicher Hafen. Und doch: seine Kapazität ist begrenzt. Und so hat es denn geheissen: Sorry, ihr dürft noch nicht rein. Kein Anlegeplatz frei. Besetzt.
Nun, was macht man, wenn die Garage voll ist? Man parkiert sein Auto irgendwo in der blauen Zone und wartet, bis ein Platz frei wird. Genauso macht man es auch im Schiffsverkehr. Vor jedem grösseren Hafen gibt es definierte Ankerplätze, wo man sein Gefährt abstellen kann. Und so liegen wir nun seit 48 Stunden vor der Küste vor Anker – zusammen mit rund 80 anderen Schiffen. Quasi in der blauen Zone. Mit dem Unterschied, dass die Parkplätze hier nicht angezeichnet sind. Man ankert sein Schiff da, wo es gerade Platz hat.
Für die Mannschaft waren diese 48 Stunden eine kleine Ruhepause vom Dienst. Natürlich gibt es weiterhin viel zu tun auf dem Schiff, aber da man stillsteht, kann man die Schichten auf Brücke, Deck und im Maschinenraum etwas reduzieren. Der Schiffsmotor ist abgestellt, die vier Hilfsdiesel müssen aber natürlich weiter Strom produzieren, schliesslich brauchen die Kühlcontainer weiter ihren Saft.
So bleibt den Leuten hier aber genug Zeit, um zu schlafen, zu Lesen, DVDs zu schauen. Hinten am Heck wird Basketball gespielt. Der eine oder andere wirft die Angelrute aus und peppt den Menüplan mit etwas Selbstgefangenem auf.
Wir liegen im Liegestuhl, geniessen die Aussicht, lassen uns vom ständig wehenden Wind durchzausen, hören Musik, schauen TV. Was man halt so macht, wenn man auf einem Parkplatz steht…

Sepetiba und Santos

Nach der langen Zeit auf See müssen wir uns wieder etwas an die Bedingungen in den Häfen gewöhnen.
Wenn wir in einen neuen Hafen einfahren, ist unsere Bewegungsfreiheit auf dem Schiff etwas eingeschränkt. Der Kapitän möchte logischerweise seine Ruhe auf der Brücke, die müssen sich schliesslich konzentrieren da oben. Auf dem Deck dürfen wir uns auch nicht rumtreiben, denn da werden die Vorbereitungen für das Anlegemanöver getroffen; Seile hinausholen und bereitlegen, Anker parat machen, etc. Die Mannschaft ist zudem sehr beschäftigt, schliesslich gilt es auch, alles für den Ladungsaustausch vorzubereiten.
Bleibt uns also nur unsere Kabine und unser „Balkon“. Das ist keinesfalls schlecht. Die Kabine ist in der brasilianischen Hitze angenehm kühl. Und der Balkon ist als Beobachtungspunkt auch nicht so schlecht – liegt er doch nur einen Stock tiefer als die Brücke. Von hier oben können wir den Schleppern zuschauen, wie sie unser Schiff zum Anlegeplatz ziehen und stossen. Die Schlepper sind kräftige und sehr wendige kleinere Boote. Mit einem Seil wird Verbindung zu unserem Schiff aufgebaut und dann werden wir punktgenau an die Quaimauer bugsiert.
Normalerweise braucht es zwei oder drei Schlepper für ein Schiff unserer Grösse. Und es ist schon faszinierend, dass diese paar kleinen Schiffchen unseren grossen Dampfer so locker herumschubsen. Die drehen uns auch kurz mal komplett um im Hafenbecken, damit wir nach dem Laden wieder Bug voraus auslaufen können.
Das Ent- und Beladen läuft dann wie immer. Grosse Containerkräne holen die Container vom Schiff und laden sie an Land ab. Hier in Sepetiba (bei Rio) und in Santos (bei Sao Paolo) sind die Containerhafen nicht ganz so modern eingerichtet, wie wir das in Europa gesehen haben. Die Containerkräne sehen relativ rustikal aus im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen. Unten an Land verkehren auch nicht so schicke Containerlader, sonder ältere Diesel-Lastwagen. Die stinken und russen ganz schön. Die Container werden auf den Lastwagen abgesetzt, dieser fährt dann ins Containerlager, wo kleinere Kranwagen die Ladung dann abstellen. Aber: auch das funktioniert schnell und irgendwie koordiniert. So werden wir in ein paar Stunden auch hier bereits wieder ablegen können.