São Vicente

Die letzten Tage haben wir in Mindelo, dem Hauptort der Insel São Vicente verbracht. Ein schmuckes Städtchen, in dem es sich gut leben lässt. Es gibt einiges zu sehen, man kann durch die schön zurechtgemachten Gässchen gehen, den Fischmarkt besuchen oder in einem der zahlreichen Cafés lesen und ein wenig der Welt zuschauen.
Abends gibt es sogar so etwas wie ein Nachtleben. Unzählige Restaurants und Bars laden zum Essen ein und in vielen davon treten hiesige Künstler mit Livemusik auf.
Unsere Batterien sind wieder voll und morgen geht es rüber auf die letzte Insel auf unserem Programm: Santo Antão. Ohne Internet :-)

Zwischenstopp

Bei Reisen wie diesen ist es ja normalerweise nicht die Frage, ob, sondern wann es passiert. Bei mir ging es am Freitag los. Der Morgen nach der letzten Nacht in der Caldera war schon etwas shaky. Aber gut, der Tag versprach ja recht entspannt zu werden.

Für die Rückfahrt nach São Filipe hatten wir mit den Franzosen zusammen ein Sammeltaxi gebucht, das uns nicht auf dem direkten Weg ins Städtchen bringen sollte. Vielmehr wollten wir zusammen auf der Ringstrasse rund um die Insel fahren. Dreiviertelkreis statt Viertelschnitz. Gesagt, getan. Die Reise fing gut an. Etwas rumplig halt und die Temperaturen im Auto stiegen.

Und damit offensichtlich auch die Temperaturen in meinem Körper. Die Mittagspause verbrachte ich schon dösend auf der Sitzbank. Die letzte Stunde des Trips bekam ich dann gar nicht mehr mit.
Irgenwann waren wir wieder im Hotel und von da an waren 24 Stunden komatöses Liegen angesagt. Fieber, Durchfall, Schlafen.

Frau ging es zu diesem Zeitpunkt noch gut und es gelang ihr sogar, am nächsten Morgen die eigentlich geplanten Weiterflüge zu stornieren. Dazwischen kümmerte sie sich um mich, wofür ich ihr unendlich dankbar bin, denn ich war wirklich völlig ausser Gefecht. Am Samstagnachmittag besserte sich bei mir die Lage, dafür ging es bei ihr los. Nicht wirklich Fieber, aber auch bei ihr Durchfall und totale Erschöpfung.

So gab es jetzt übers Wochenende halt eine Pause. Wir liegen in unserem klimatisierten Hotelzimmer und schwächeln ein wenig vor uns hin. Helga, die Hotelperle kümmert sich um uns und wir sind hier im Colonial Guesthouse sehr gut aufgehoben. Morgen sind wir wieder auf dem Damm und dann gehts halt direkt weiter nach São Vicente. São Nicolau mussten wir buchstäblich spülen.

Am Vulkan

Nach Fogo geht man, um den Vulkan zu sehen, den Pico de Fogo. Ein 2829 Meter hoher eindrücklicher Kegel, der sich in einer Senke neu aufbaut, die ein älterer Vulkan nach seinem Kollaps hinterlassen hatte. Der sich neu bildende Pico füllte die Senke mit Asche und Lapilli und verwandelte sie in eine fruchtbare Hochebene, die schon lange Zeit landwirtschaftlich genutzt und besiedelt wird.

Der Pico ist nicht ständig aktiv wie etwa der Stromboli. Er steht aber unter Beobachtung, denn mit gewisser Regelmässigkeit bricht er aus. So leider auch gerade letztes Jahr. An einer Flanke des Hauptkegels öffnete sich ein Nebenkrater, aus dem sich ein langsamer Lavastrom wälzte, der die bestehenden Felder weitgehend unter sich begrub. Die Menschen konnten sich in Sicherheit bringen, mussten aber ihr Hab und Gut zurücklassen.

In einer zweiten Eruption trat dann flüssigere Lava aus, die die Poren der ersten Lavaschicht schnell ausfüllte, in die Häuser eindrang und die letzte Hoffnung auf eine sofortige Rückkehr in die Chã das Caldeiras buchstäblich wegschmolz.

Aber die Menschen hier sind zäh. Sobald die Lava erkaltet war, wurden neue Zufahrtswege gesucht, wurden neue Felder angelegt und neue Häuser errichtet. Dieses Wochenende, nicht ganz ein Jahr nach der Katastrophe, nimmt auch das Casa Marisa seinen Betrieb wieder auf. Mustafa erzählt uns, wie er zusehen musste, wie die Lava die zwei Hotels erdrückte, die er und seine Frau Marisa hier oben geführt hatten. Umso bewundernswerter ist der Wille der beiden, hier oben nochmals neu anzufangen.

Auch die Landwirtschaft kommt wieder in Schwung. Zwar sind grosse Teile der Caldera in den nächsten Jahren nicht nutzbar, aber auf den vom Lavastrom versehrten Flächen grünt es. Die Ernte dieses Jahr ist gut. Der Vulkanboden ist fruchtbar und dieses Jahr fällt aussergewöhnlich viel Regen.

Ach ja: regelmässige LeserInnen dieses Blogs wissen es. Wir und Berge, das ist keine Erfolgsstory. Tatsächlich war die Anfahrt am Mittwoch noch von Sonnenschein begleitet, mit Blick auf den Vulkan. Sobald wir das Casa Marisa erreichten, änderte sich auch das Wetter. Zuerst kam der Nebel, dann die Wolken, dann der Regen. Jedes Mal, wenn wir loszottelten, um die Umgebung zu erkunden, kam ein Regenguss und wir mussten aufgeben. Den vier Franzosen, die mit uns hochgekommen waren, ging es gleich.

Am Donnerstag dann das gleiche Bild. Die Franzosen nahmen den Pico in Angriff, uns war es zu wolkig und zu nass. Wir nutzten am Nachmittag eine kurze Aufhellung, um den 2014-Krater zu besteigen. Tatsächlich hielt sich das Wetter bis genau zu jenem Zeitpunkt, an dem wir den Krater erreichten. Da regnete es aus Kübeln und die wilden Wolkenschwaden gaben der Sache eine recht bedrohliche und wilde Atmosphäre. Es schien, als ob uns der Vulkan zeigen wollte, dass man jederzeit wieder mit ihm rechnen muss.

Erster Hopper

Heute morgen haben wir Tarrafal verlassen und sind mit einem richtigen Taxi der Ostküste Santiagos entlang wieder nach Praia gefahren. Das richtige Taxi ist zwar etwas teurer als ein Sammeltaxi, dafür konnten wir selbst bestimmen, wo es langgeht und wo wir einen Halt machten.
So gab es einige Fotostopps auf der sehr malerischen Strecke. Zuerst der Küste entlang, dann durch das gebirgige Inselinnere.

Ein Höhepunkt auf der Fahrt war der grösste Baum der Insel, ein rund 500-jähriges Prachtexemplar mit etwa 6m Stammdurchmesser. Ein Riesending. Ein letztes Überbleibsel der wohl ursprünglich mal recht dichten Baumvegetationz.

Unser Ziel war aber letztlich der Flughafen von Praia, denn heute hüpften wir hinüber auf Insel Nummer Zwei: Fogo.

Fogo ist eine typische Vulkaninsel. Ein Kegel, ein Krater und im Erdinnern brodelt es noch. Die nächsten paar Tage verbringen wir hier und wenns klappt, dann steigen wir auch hoch zum Krater.

Killers(tr)and

Hier in Tarrafal ist ein Hauch von Tourismus spürbar. Weniger der internationale Badetourismus als vielmehr der Wochenendtourismus von Praia her. Von der einfachen Pension bis zum kleinen Ressort gibts alle Kategorien von Unterkünften. Einige Restaurants und Läden in der Nähe des zentralen Platzes bilden fast so etwas wie eine Flaniermeile. Ein unspektakulärer, aber schöner Sandstrand lädt zum Baden ein. So breiten wir unsere Tücher aus, machen einen ersten Schwumm und lassen uns vom romantischen Sonnenuntergang berauschen.

Theoretisch.

Denn: hat schon mal jemand gesagt, wie unromantisch so ein Sandstrand ist?

Romantikkiller Nr. 1: die Flut

Da liegt man nun, beduselt von der Sonne, schläfrig vom Schwimmen, ermattet von der Wärme. Man schliesst die Augen, beginnt sanft zu dösen – und wird von einer nässenden Welle jäh in die Realität zurückgerissen. Die Flut kommt. Wo vorher noch meterweit Sand war, ist jetzt Wasser. Nasses Wasser. Also alles einpacken und hektisch weiterziehen. Und da ist er.

Romantikkiller Nr. 2: der Sand

In den rotgefärbten Sonnenuntergangsszenen der Filmindustrie ist er ja nie ein Thema. In der Wirklichkeit sehr wohl. Der Sand ist überall. Im Tüechli, in der Tasche, auf der Sonnenbrille, in den Haaren. Ü.ber.all. Natürlich naturgemäss. Aber irgendwie lästig. Er klebt und juckt. Und beim Jucken weiss man nie so recht, ob es der Sand ist oder…

Romantikkiller Nr. 3: die Mücken

Ach ja. Mücken hat es auch. GERADE bei Sonnenuntergang. Trotz Antibrumm, welches bereits vorher die Romantik mit seinem strengen Duft schon etwas durcheinander gebracht hat. Scheint die Mücken nur bedingt zu stören. Sie uns aber schon. Also zurück auf die wunderschöne Dachterrasse unserer Unterkunft.

Die ist trocken. Der Sand ist nach einer Dusche weg und gegen die Mücken hilft das orchestrierte Abbrennen von Räucherspiralen. Und im Kühlschrank hat es kalte Getränke :-)