Hippie-Bus

Nach unserem Start in Praia führt uns die Reise heute in den Norden der Insel. Vor uns liegen rund 70km Autofahrt. Wir könnten ein Taxi nehmen. Viel einfacher ist es aber, in ein Sammeltaxi zu steigen.

So ein Aluguer ist eine kleine Zwei-Mann-Firma. Ein Fahrer und ein Späher. Einer vorne, einer hinten. Das Auto ist meist ein Minibus mit 10 Plätzen. Nach Belieben erweiterbar aufs Doppelte, dank äusserst flexibler Sitzeinteilung.

Wer mitfahren will, der steht am Strassenrand und hebt den Arm. Der Späher sieht einem sofort, das Büsli hält an. Man einigt sich auf das Ziel, steigt ein und schon drückt der Fahrer wieder aufs Gas.

Nun fährt das Aluguer aber erst wirklich los, wenn es voll ist (eben: 20 Plätze, mit Gepäck und Einkäufen, zuweilen auch Fisch) Leerfahrten sind natürlich unrentabel. Erreicht man den Stadtrand und das Taxi ist noch nicht voll, gehts nochmals zurück, um Füllmaterial zu finden.

Fahrer und Späher sind dabei wahre Multitasker: sie achten auf den Verkehr, rufen das Ziel aus, erkennen in der Menschenmasse sofort den einen Reisewilligen. Sie verhandeln aus dem Fenster heraus oder über das Handy. Das Taxi wird als das beste, schnellste, direkteste angepriesen. Dabei werden auch Touristen als Marketingmassnahme missbraucht. Wenn sogar zwei Schweizer mit ihrem Gepäck zusteigen, dann muss es doch das beste aller Taxis sein. Das Ganze übrigens begleitet von lautem Latinosoundtrack, der aus den potenten Boxen dröhnt.

Sicher, ein Taxi wäre ruhiger gewesen. Aber bei Weitem nicht so unterhaltsam. Und wir fühlten uns im Aluguer sehr gut aufgehoben. Fahrer und Späher sind nämlich auch richtig gute Key Account-Manager. Sie kümmern sich um ihre Kunden und fühlen sich verantwortlich, bis sie sie ans punktgenaue Ziel gebracht haben.

Der erste Tag

Es ist unser erster Tag auf den Kapverden. Wir sind spätabends in Praia angekommen, der Hauptstadt der grössten Insel Santiago. Wir wurden am Flughafen von Guy abgeholt, der mit seiner Frau eine kleine Pension in einem Aussenquartier von Praia führt. Sie ist das ganze Jahr hier, er hat noch einen Job in Frankreich und ist pro Jahr 3-4 mal für längere Zeit in Praia.

Wir sind die einzigen Gäste, die Hochsaison beginnt erst im Oktober. Die Beiden machen uns mit der Gegend vertraut und wir erkunden die grösste Stadt der Inseln. Das Zentrum von Praia liegt auf einem Felsplateau und besteht nur aus ein paar Häuserzeilen. Die grösseren Quartiere liegen am Fuss des Plateaus und ziehen sich an den Hängen der umliegenden Hügeln hoch.

Die Stadt ist nicht wirklich schön. Das Zentrum hat seine besten Tage längst hinter sich, wurde aber in den letzten Jahren wieder aufgepäppelt. Die Aussenquartiere bestehen aus Fertigen und unfertigen Betonhäusern, dazwischen viele Baracken und Behausungen.

Wir sind in einer afrikanischen Grossstadt. Man riecht es, man hört es, man sieht es. Viel Abfall. Viele streunende Hunde. Schlechte Hygiene, stinkende Autos. Der Markt eher gewöhnungsbedürftig für unsere Verhältnisse. Es ist stickig, es ist heiss, es strengt an.

Aber man sieht, hört und riecht auch ganz anderes. Kinder lachen, Frauen treffen sich zu einem Schwatz. Männer ebenso. Viele schöne Menschen, einfach, aber schön gekleidet. Der Verkehr läuft quirlig, aber eigentlich entspannt. Auf den Grills am Strassenrand duftet es nach gebratenem Fisch und Fleisch. Frauen balancieren Kisten auf dem Kopf und verkaufen Früchte, Kleider oder Schmuck. In den Bars und Cafés herrscht Betrieb, das Leben rollt und wird laufend am Handy oder Smartphone organisiert.

Wir sind Touristen. Wir fallen natürlich auf. Weiss unter Schwarz. Aber niemanden kümmert das gross. Die Leute nehmen von uns nur wenig Notiz. Sie grüssen uns freundlich und wir grüssen zurück. Und wenn wir wollen, dann steht einem Schwatz nichts im Wege – ausser vielleicht der Sprachbarriere. Wir englisch, sie kreolisch, man trifft sich mit ein paar spanischen oder portugiesischen Brocken und viel Lachen.

Wir fühlen uns frei und wohl, auch wenn der erste Tag immer anstrengend ist.

Es geht wieder los!

Heute konnten wir endlich wieder mal unser Taxi zum Bahnhof bestellen. Der Taxifahrer kennt uns schon und weiss, dass bei uns eine Reise ansteht, wenn wir ihn am Morgen zu uns ordern.
Ja, wir sind wieder mal unterwegs. Die kapverdischen Inseln sind das Ziel. Vor eineinhalb Jahren sind wir mit dem Frachtschiff an den Inseln vorbeigedampft und seither stand das Reiseziel eigentlich fest. Wir sind gespannt, was uns erwartet und natürlich werde ich unsere Erlebnisse und Erfahrungen hier munter mit euch teilen.

Heute also die Anreise. Taxi, Zug, Flugzeug und schon sind wir in Lissabon angekommen. Eine unserer Lieblingsstädte in Europa. Bis zum Weiterflug am Abend haben wir Zeit für einen kurzen Bummel.

Bevor wir aber dazu kommen: ja, wir waren dieses Mal am richtigen Gate. Und nein – kein Küchenmesser im Handgepäck ;-) dafür die obligaten Abschiedsluxemburgerli vor dem Abflug. Die Tradition will es so.

Nun waren wir also grad ein wenig in Lissabon unterwegs. Vom Flughafen mit der Metro zum ehemaligen Weltausstellungsgelände. Hier kann man durchatmen. Mit Blick auf die Vasco da Gamma-Brücke, die schier unendlich in die Ferne führt. Die Sonne, die Wärme geniessen und die immer noch tolle Architektur des Expo-Geländes betrachten.

Dann weiter in die Baixa, den alten, heute schön renovierten Teil der Stadt. Vor Jahren war das noch eine Endlosbaustelle. Heute kann man durch die aufgefrischten Gassen schlendern und muss sich auch nicht allzusehr von den sonst allgegenwärtigen Hundehaufen fürchten.

Und dann, natürlich ganz wichtig: ein Café und ein «Pastel de Nata», jenes zartknusprige Blätterteigtörtchen, gefüllt mit einer Vanillerahmcreme, begleitet von einem Hauch Zimt. Allein dafür lohnt es sich, nach Lissabon zu reisen.

Nun aber sind wir zurück am Flughafen, wo wir auf unseren Weiterflug warten. Und bald schlafen wir zum ersten Mal auf Cabo.

PS: Drei Fragen haben uns heute beschäftigt:

  1. Wo genau muss man hin, wenn auf der Anzeigetafel am Flughafen anstelle der Gatenummer «Kiosk» steht?
  2. Warum sitzen wir immer exakt über einem Flügel? Trotz immer anderen Sitznummern?
  3. wie schliesst man in der Nacht eigentlich ein Flugzeug ab? Gibts da einen Schlüssel? Oder eine Fernbedienung – miiep, miiep?

Um fachkundige Kommentare wird gebeten.

Häppchen-Blogging

Wie vermutet sind die Handyverbindungen auf den Kapverden eher mager. Und ein WLAN findet man auch nicht an jeder Ecke. Somit werden die aktuellen Reiseberichte eher gestaffelt eintreffen. Oder gar nicht. Je nach Online-Verbindung halt.

Zum Auftakt ein kleines Fundstück zum Thema: vom Büro direkt in die Ferien… Ein Ficus in seiner (fast) natürlichen Umgebung.