Containerfracht

Wir haben wieder einige Dinge über unser Schiff gelernt. Einige (beeindruckende) Zahlen gefällig? Ohne jegliche Fracht wiegt unser Dampfer flotte 29600 Tonnen. Wenn man es voll beladen würde, käme man auf maximal 123000 Tonnen. Da kann man also einiges an Fracht aufladen. Wobei zur Fracht dann eben auch noch Treibstoff im Wert von rund 2 Mio Dollar hinzukommt, der macht auch noch ein paar tausend Tonnen aus. In den Containern wird eigentlich fast alles transportiert, was sich irgendwie in einen solchen Container packen lässt. Die normalen Trockencontainer enthalten Stoffe, Elektronik, haltbare Lebensmittel, Industrieteile, Autos und so weiter. Kostenmässig sind diese Container am günstigsten zu transportieren, da sie an Bord keine spezielle Aufmerksamkeit brauchen. Etwas teurer sind Flüssigcontainer, bzw. -tanks. Nicht, weil sie mehr Aufmerksamkeit brauchen, sondern ganz einfach deshalb, weil da oft gefährliche Stoffe drin sind. Säuren, entbrennbare Flüssigkeiten, Gase…
Richtig teuer im Transport sind Kühlcontainer. Die Hamburg Süd – unsere Reederei – hat sich auf ebendiese Kühlcontainer spezialisiert. Unser Schiff kann bis zu 1600 solcher Container aufnehmen. Die Kühlcontainer sind deshalb aufwendig im Transport, weil sie eben massig Strom verbrauchen und entsprechend auch verkabelt werden müssen. Dazu produzieren sie Unmengen an Wärme. Da müssen die Schiffe speziell konstruiert sein, damit es im Laderaum keinen Hitzestau gibt. Mit Kühlcontainern verdient die Reederei gutes Geld. Noch besser lässt sich aber mit Gefahrengut verdienen. Da werden teils recht heikle Stoffe transportiert, oft auch radioaktive Stoffe. Statistisch eignet sich das Schiff offenbar dafür, denn es geschehen da grundsätzlich wenig Unfälle. Aber eben: die Reederei lässt sich das Risiko gut bezahlen.
Und dann gibt es noch einige Transportperlen: Zum Beispiel der Transport von seltenen Erzen. Da ist dann ganz einfach das Transportgut dermassen teuer, dass man auch den Transport berappen muss. Der Kapitän hat uns erzählt, dass er mal drei Containern mit seltenem Kobalt an Bord hatte. Mit diesen drei Containern war die ganze Fahrt bereits bezahlt. Die restlichen siebentausend Container waren reiner Gewinn für die Reederei. Ein gutes Geschäft, vor allem, solange der Treibstoff billig war. Inzwischen kostet eine Tonne Schweröl um die 600 Dollar, da muss das Schiff gut gefüllt sein, damit es sich lohnt. Unser Schiff ist momentan halb leer – schwierige Zeiten für die Reederei.
Auf dem Schiff haben die Container ihre festen Plätze. Die
Gefahrengutcontainer müssen vorne am Bug gelagert sein, da gibt es spezielle Sicherheitsinfrastruktur auf dem Schiff. Löschsysteme, Sicherheitstanks, die austretende Flüssigkeiten auffangen etc. Die Kühlcontainer müssen auch an speziellen Orten stehen, da sie elektrische Anschlüsse brauchen. Der Rest wird auf dem Schiff so verteilt, dass es möglichst gut im Wasser liegt.
Problematisch ist für die Reederei übrigens, dass es auf den meisten Fahrten auch immer wieder Container gibt, die falsch deklariert werden. Da weiss man dann nicht so genau, was drin ist. Das ist einerseits gefährlich, wenn was passiert. Und andererseits ist es vom Gewicht her problematisch, da solche Container dann oft schwerer sind als gemeldet. Es hat schon Fälle gegeben, wo Schiffe wieder entladen werden mussten, weil sich da an einer bestimmten Stelle ungewöhnlich viel Gewicht konzentriert hat und das Schiff nicht mehr stabil im Wasser lag. Alles nur deshalb, weil ein Schwung Container von einem Transporteur fast doppelt so schwer war wie deklariert. Kommt sowas raus, wirds dann für den Transporteur richtig, richtig teuer!

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