Desierto de la Tatacoa

Die letzte Etappe unserer Reise führt uns vom Norden Kolumbiens noch in den Südwesten. Unser Ziel: Eine Wüste, die eigentlich gar keine Wüste ist.Die Desierto de la Tatacoa ist ein Gebiet im Südwesten Kolumbiens, welches gemäss LonelyPlanet-Reiseführer streng genommen nicht als Wüste gilt. Der Geograph in mir hinterfragt diese Aussage zwar mal ganz kurz, aber bitte: wir sind hier zum geniessen, nicht zum studieren.

Also: im Gebiet rund um Villavieja fällt praktisch nie Regen. Dies deshalb, weil diese Ebene von Bergen umgeben ist, an denen sich alle Feuchtigkeit ausregnet. Für Villavieja bleibt dann nix mehr übrig. Somit hat sich die Vegetation im Laufe der Jahr angepasst. Sie ist karg, wird dominiert von Kakteen und struppigen Sträuchern und Gräsern. Der Wind erodiert die Landschaft kräftig und weil im Süden auch noch ein paar Vulkane rumstehen, kommt es zu einem interessanten Mix aus teils sehr harten vulkanischen Gesteinen und weichen Sandsteinformationen, die vom besagten Wind abgeschliffen werden.

Wir holpern einen ganzen Tag lang mit einem Guide in seinem TukTuk durch diese Landschaft und werden erst mal von Regen überrascht. Das erste Mal dieses Jahr fällt hier Regen! Wir wieder mal mittendrin. Wohlgemerkt: wir sind nicht undankbar. Denn normalerweise knallt hier die Sonne von früh bis spät ohne Schatten auf den Boden. Der Regen kühlt die Luft merklich ab und so ist der Morgen in der Wüste fast ein wenig fröstelig.

Am Mittag klart es dann auf und wir bestaunen die ausgewaschenen Täler und die sandgestrahlten Furchen im vorwiegend grauen Sandstein. Dazwischen die pechschwarzen Vulkangesteine, die weniger schnell verwittern und als Kugeln oder Tafeln in der Gegend rumliegen.

Plötzlich ändert dann die Farbe. Von Grau zu Rot. Eine Landschaft wie im Bryce-Canyon tut sich auf. Im Licht der Nachmittagssonne kommen wir aus dem Staunen nicht mehr raus.

Nach dem Eindunkeln dann noch ein spezielles Schmankerl: Aufgrund der trockenen Luft und dem Fehlen von grösseren Siedlungen eignet sich die Tatacoa-Wüste ausgezeichnet zum Sterngucken. Es gibt hier ein kleines Observatorium, dessen Chef jeden Abend zu einem Blick in den Nachthimmel einlädt. Man sitzt dann einfach so im Freien und lässt sich von ihm die Planeten (aktuell: Saturn, Jupiter) und die Sternkonstellationen erklären. Das ist deshalb speziell interessant, weil man hier – nahe am Äquator – sowohl den nördlichen wie auch den südlichen Sternhimmel beobachten kann. Wir legen also unsere Köpfe in den Nacken und lassen uns entführen. Leider ist der Mond schon halbvoll, es gibt also schon etwas störendes Streulicht. Und was uns besonders erschreckt: im Norden sieht man die Lichtverschmutzung von Bogotá, welches doch immerhin rund 300 km entfernt liegt.

Es stimmt schon: es wird zunehmend schwierig, auf diesem Planeten ein Plätzchen zu finden, wo es absolut still und dunkel ist. Die Desierto de la Tatacoa erfüllt beide Kriterien zumindest fast.

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