Leben im Baumhaus

Hier im Habitat Sur leben wir in luftiger Höhe: in einem Baumhaus, 18 Meter über dem Boden. (Achtung Funkloch: Da es im Dschungel kein Internet gibt, wurde dieser Beitrag offline geschrieben. Die Gedanken sind drum schon ein paar Tage alt.)

Nachdem Hervé Neukomm – unser Gastgeber hier in Leticia – Tausende von Kilometern auf seinem Fahrrad „Lucie“ und seinem Pedaloboot (mit Lucie als Antrieb) auf dem Amazonas verbracht hatte, beschloss er, hier in Leticia sesshaft zu werden. Naja, die Liebe half da auch noch ein wenig nach, aber vor allem war es der Traum von Hervé, hier ein Stück Land zu kaufen, ein Haus zu bauen und einen Garten einzurichten, wo der Dschungel noch Dschungel sein konnte.

Nun, wenn man sich hier im südlichsten Süden von Kolumbien ein Haus mit Garten zulegt, dann hat der Garten eine gewisse Grösse. In Hervés Fall sind dies 240 Hektaren. Davon bewirtschaftet Hervé rund 8 Hektaren, der Rest gehört dem Dschungel. Der heimischen Fauna und Flora. Hervé hat hier auf privater Basis das ‚Habitat Sur‘ geschaffen. Ein Reservat, das primär in Ruhe gelassen wird. Einen ganz kleinen Teil des Habitats bewirtschaftet Hervé mit seinen Leuten. Er pflanzt Früchte und Gemüse für seine Familie und für das Hostal, welches er hier betreibt. Daneben arbeitet er auch mit der örtlichen Universität zusammen und stellt seinen Garten der Forschung zur Verfügung.

Das Hostal besteht aus einem Haupthaus, in dem Hervé mit Adriana wohnt. Daneben ein grosser Unterstand mit Küche und Essbereich. Es gibt einen Trakt mit einer Art Massenlager, sprich Hängematten. Und dazu 3 verschiedene Bungalows, etwas von den zentralen Gebäuden entfernt. Wir bewohnen einen dieser Bungalows und zwar den luftigsten: ein Baumhaus in 18 Meter Höhe.

Wir wohnen also quasi in den Baumwipfeln und geniessen die Aussicht auf und in den Dschungel. Das Baumhaus ist auf allen Seiten offen. Nur die Moskitonetze trennen uns von der Aussenwelt. Wir haben hier momentan rund 32° und recht viel Feuchte in der Luft und damit ist man eigentlich froh, möglichst wenig Wände um sich zu haben. Die Geräuschkulisse des Dschungels erlebt man so hautnah mit. Grossartig.

Das Baumhaus ist nicht sehr gross, es dient ja eigentlich auch nur zum Schlafen. Den Rest des Tages sind wir in den Haupthäusern vorne oder dann unterwegs. Die Dusche und das Öko-Klo befinden sich unten am Boden, liebevoll um den Stamm unseres Baumes herum angeordnet.

Nun ist das alles recht romantisch und abenteuerlich. So richtig abenteuerlich wird die Sache aber, wenn man in der Nacht mal austreten muss. Dann klettert man nämlich erst mal eine recht steile, etwas wacklige, nicht unbedingt SUVA-zertifizierte Leiter mit 30 Sprossen herunter. Dann noch eine zweite steile Treppe und dann eben: Öko-Klo, sprich Plumpsklo. Es lohnt sich also in jedem Fall, die Trinkerei am Abend etwas einzudämmen, denn so ein Nachtgang ist wahrlich kein Spaziergang. Und Schlafwandeln sollte man vorzugsweise auch nicht.

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