Papa ante Portas

Als wir heute in Hiroshima Zmittag assen, drängte sich ein fideles Frauengrüppchen in das sonst schon recht enge Lokal. Unter fröhlichem Geschnatter hielten sie ein Sushi-Kränzchen ab.
Am Nachmittag besuchten wir dann eine typisch japanische Fabrik, die Mazda-Werke.
Diese zwei völlig unterschiedlichen Eindrücke verweisen auf eines der grössten sozialen Probleme Japans. Die traditionelle japanische Gesellschaft kennt klare Geschlechterrollen: der Mann arbeitet und sorgt für Geld. Die Frau verwaltet das Geld (!) und sorgt für die Kinder und das Haus. Das Ganze ist noch etwas komplizierter und man kann wohl nicht einfach von einer Unter der Frauen sprechen. Tatsächlich sind die Männer nämlich quasi lebenslang Sklaven ihrer Arbeitgeber. Sie arbeiten oft 12 Stunden am Tag und haben kein soziales Umfeld ausser ihrer Arbeitskollegen.

Die Frauen hingegen finden sich mit ihrer Rolle ab und sehen darin durchaus auch den Vorteil, dass sie einen gewissen Freiraum haben und auch feste soziale Kontakte knüpfen können.
Das grosse Problem liegt nun darin, dass der Mann irgendwann pensioniert wird. Dann bricht das ganze System zusammen. Die Männer haben keinen Lebensinhalt mehr und noch schlimmer; sie haben auch keine Freunde. Neidisch schielen sie auf die Frauen, die wiederum verzweifelt versuchen, ihr bisheriges Leben weiterzuleben. Man kann sich denken, dass viele Ehepaare – nachdem sie 40 Jahre nebeneinander hergelebt haben – diese Situation nicht meistern können. Es kommt zur Scheidung. Tatsächlich schnellt die Scheidungsrate in diesem Altersabschnitt dramatisch in die Höhe.

Daran musste ich denken, als das fidele Frauengrüppchen heute Sushi kredenzte.

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