Blog-Chronologie

Bei den Reiseberichten handelt es sich um die Zusammenfassung aller Blog-Beiträge, die während der Reise entstanden. Zuoberst erscheint der jüngste Beitrag. Wer also die Reise von Beginn weg nacherleben möchte, der muss am Ende der Seite mit dem Lesen beginnen.

Ortswechsel

Das, was da so lustig vor sich hindampft ist Stromboli, unser Domizil für die letzten Tage. Wir haben der ruhigen Idylle von Alicudi auf Wiedersehen gesagt und uns ein Tag ins Menschengewühl von Lipari begeben. Dann weiter mit der Fähre und jetzt sitzen wir eben auf dem Vulkan. Besser gesagt am Fusse desselben. Gebannt sitzen wir da, schauen der untergehenden Sonne zu und widmen uns voll dem Krater, wenn es so alle 20 Minuten rumpelt ein wenig spritzt.

Die Felsnase, die wir uns mit anderen teilen, ist fest in Schweizer Hand. Man parliert schwyzerdütsch. Fehlt noch ein wenig Fendant und wenn wir schon dabei sind: ein Fondue wäre jetzt super. Es isch nämlich frisch inzwischen.

Jenu, nach dem Abstieg gibts feine Calamares bei Mario. Und parliert wird dann wieder Italienisch.

 

Tägliches Brot

Wenn Paola und ich unterwegs sind, dann müssen wir immer wieder feststellen, was für eine tolle Brotkultur wir in der Schweiz haben und wie uns die dann jeweils fehlt. In Italien kennt man ja primär Weissbrot. Hat nix, kann nix, is nix. Das sind reine Nahrungsfasern, ohne Geschmack, ohne Bestand. Einziger Vorteil: es hält locker eine Woche und ist dann so trocken wie am ersten Tag.

Da müssen wir uns halt selber helfen. Eigentlich wollten wir ja sogar dunkles Mehl mitnehmen, aber da gabs dann langsam Übergewicht. Also haben wir halt einfach mal die Trockenhefe eingepackt. Nun backen wir hier unser eigenes Brot in der Pfanne. Das ist zwar auch weiss, aber doch saftiger und knuspriger als das hiesige aus Carlos Laden. Fast wie zuhause ;-)

 

Die Arbeit geht voran

Ich bin ja nicht nur zum Spass hier auf Alicudi. Zum Abschluss meiner Weiterbildung muss ich dieses noch eine Diplomarbeit schreiben. Um die Schreibarbeit etwas zu erleichtern, habe ich gute 10 Kilo Bücher ind den Laptop hierhin geschleppt.

Nun bin ich seit einigen Tagen sehr intensiv am Schreiben. Und der Plan geht auf! Die Arbeit Ist beinahe fertig. Der Blick auf das Meer, die Sonne, der Wind, all das beflügelt richtiggehend und lässt mich auch den Ärger über die unbrauchbare Endnoten-Verwaltung in Word kaum spüren. Die ist noch genau so unbrauchbar wie zur Zeit meiner Uni-Diplomarbeit -und da sind ja inzwischen schon ein paar Jährchen ins Land gezogen.

Item, es läuft rund und wenn alles klappt, dann bin ich am Mittwoch soweit fertig und wir können für die letzten Ferientage noch nach Stromboli gehen, Vulkan gucken!

 

Regen

Bis anhin meinte es die Sonne ja sehr gut mit uns. Diese Nacht nun eine neue Erfahrung: Regen. Viel Regen, begleitet von einem heftigen Wind, der alles wegblies, was nicht niet- und nagelfest war. Alles in allem eine sehr unruhige und kurze Nacht. Wir sind froh, scheint heute morgen wieder die Sonne und wir können wieder in unseren normalen Alicudi-Modus wechseln.

Heute mit etwas mehr Hängematte, denn es gibt ein wenig Schlaf nachzuholen ;-)

Essen wie Gott in Italien

Wer denkt, dass wir auf Alicudi wie Gott in Italien essen, der irrt ein wenig. Zum einen muss Gott auf einem Campinggasgerd kochen und zum anderen muss er mit dem überschaubaren Sortiment aus Carlos Laden zurechtkommen. Klar, das Nötigste und ein bisschen mehr ist vorhanden. Und es erstaunt uns jedes Mal, was Carlo noch aus seinen 3 Regalen hervorzaubert.

Aber alles in allem bleibts dann doch bei Pasta mit Tomaten und irgendwas dazu. Thon, Kapern, Oliven, Gemüse und ab und zu ein Gutsch Rahm (Auch nicht so einfach ohne Kühlschrank)

Fisch gäbe es noch im Angebot, frisch bei Fischer Silvio. Aber leider immer nur morgens. Da müsste Gott die 1560 Treppenstufen runterlaufen und anschliessend wieder rauf. Und dazu ist Gott einfach zu faul…

Sonne

Eben hatte ichs vom Wasser, heute soll es um die Sonne gehen. Zunächst einmal kann ich zufrieden feststellen: davon hat es genug. Wir haben angenehme 26 bis 29 Grad und geniessen den verlängerten Sommer.

Die Sonne ist aber auch in einem anderen Zusammenhang wichtig. Sie ist mein Kraftwerk. Ich schreibe ja an einer längeren Arbeit und brauche dazu meinen Laptop. Die Zeiten einer alten HERMES Baby sind leider vorbei, auch wenn so eine alte Schreibmaschine noch ganz ordlig zum Lebensgefühl hier unten passen würde.

Ich brauche also einen Laptop und der braucht Strom – und den gibt es hier in unserem Haus nicht. Keine Steckdose, kein Generator, nix. Der findige Gadgetliebhaber ordert sich also im Vorfeld der Ferien ein Solarpanel und einen Akku, die er nun jeden Morgen am Boden ausbreitet. Am Mittag ist der Akku voll und der Laptop ist nach der Siesta auch wieder einsatzbereit. So funktioniert das eigentlich ganz gut und ich schreibe hiermit meine erste alternativ-energetisch produzierte Diplomarbeit – echt Bio quasi.

 

Luftige Geschäfte

Kommen wir auf die sanitäre Situation zu sprechen. Wie schon gesagt, Wasser ist relativ knapp hier auf Alicudi. Das wirkt sich natürlich auf unseren Alltag aus. Duschen mit 2 Litern Wasser ist gang und gäbe und problemlos machbar. Abwaschen ebenfalls.

Bleiben noch die kleineren und grösseren Geschäfte. Die erledigen wir mit etwas Abstand zum Haus auf einem Plumpsklo. In einem sehr einfachen Häuschen mit freier Sicht aufs Mittelmeer. Tatsächlich blickt man beim Sitzen runter auf den Hafen, lässt seinen Blick schweifen übers Meer, über die Wolken, über die Nachbarinseln bis hin zum sizilianischen Festland.

Bis man durch einen Gecko aus seinen Gedanken gerissen wird, der plötzlich vor einem von der Decke des WC-Häuschens auf den Boden plumpst. Ein Plumpsklo eben.

 

Wasser

Hier auf Alicudi ist man zwar von Wasser umgeben, aber auf der Insel selbst ist Wasser ein kostbares Gut. Vor allem jetzt im Herbst. Die Vegetation hat sich mit der Wasserknappheit arrangiert. Der Mensch muss sich daran gewöhnen.

Wir haben beim Haus zwei Zisternen. Eine mit Trinkwasser, eine mit Gebrauchswasser. Die sind zwar beide noch gut gefüllt, aber dennoch dürfen und wollen wir natürlich nichts verschwenden. Und so wird Abwaschen, Duschen und auch Wasser trinken zu einer neuen Erfahrung. Immer nur in ganz kleinen Dosen und zum Trinken natürlich abgekocht. Und es fliesst natürlich auch nicht einfach aus dem Hahnen. Nein, man holt es mit dem Chesseli zuerst aus der Zisterne.

Das macht einem ein wenig nachdenklich, denn zuhause hat man einen anderen Umgang. Ich würde mich jetzt gar nicht verschwenderisch nennen, aber wie oft wäscht man sich schnell die Hände, nimmt schnell einen Schluck, giesst die Pflanzen oder spült auf dem WC. Und dann gibt es auch noch Leute, die jeden Samstag das Auto waschen, einmal im Monat die Terrasse mit dem Kärcher hochdruckreinigen oder einen Swimmingpool im Garten aufstellen.

Auf Alicudi ist das undenkbar.

 

Von Eseln und Menschen

Alicudi. Kleinste und westlichste Insel der Liparischen. Im Wesentlichen ein Berg, ein erloschener Vulkan, der aus dem Meer ragt. Ein Hafen, eine Beiz, ein Laden. Ein paar Dutzend Häuser am Hafen für die Einwohner und ein paar einzelne Häuser am Hang, meist von Aussteigern bewohnt. In einem dieser Häuser wohnen wir. Genauer gesagt in Zweien, denn wir haben den Schlüssel auch gleich noch für ein zweites Haus etwas oberhalb bekommen und ich werde da den gedeckten Wintergarten zu meiner Schreibstube machen.

Nun, das Haus liegt also am Hang. Genauer auf 379 Meter über dem Hafen. Wenn man mit dem Schiff ankommt, dann steigt man erst mal eine gute halbe Stunde auf einer Naturtreppe geradewegs den Hang hoch. Hab ich schon gesagt, dass der Hang steil ist?

Item, ohne Gepäck ist das nicht so dramatisch. Für das Gepäck sind auf Alicudi normalerweise auch 3 Esel zuständig. Mensch gibt also das Gepäck bei Carlo im Laden ab, steigt dann zum Haus hoch, öffnet eine Flasche Rotwein und wartet auf die Esel. Normalerweise. Ausser die Menschen sind Schweizer. Dann tragen sie den grössten Teil des Gepäcks selbst hoch. Diese Esel.

 

Alicudi 2010

Wir sind wohlbehalten auf unserer Insel angekommen. Eine sehr ruhige Reise in immer abgelegenere Gebiete. Sizilien im September? Tote Hose. Liparische Inseln. Noch toter. Und wir sind auf Alicudi – man könnte es mit Stillstand umschreiben.

Eigentlich wollte ich das Handy ja ausschalten. Aber: erstens hats Empfang, zumindest bei klarer Sicht zur Nachbarinsel Filicudi – da steht die Antenne. Und zweitens muss ich einfach schreiben. Denn diese Ferien werden speziell.

Wir sind auf Alicudi, der entlegensten Insel der entlegenen liparischen Inseln. Wir haben eine wunderschöne, sehr einfache Unterkunft mit Plumps-Klo, Gaskocher und Wasserzisterne.

Ich werde mich von der wunderbaren Terrassen-Sicht inspirieren lassen und meine Master-Thesis schreiben und Paola wird die Inselwelt erkunden.
2 Wochen Nichts sozusagen. Davon werde ich berichten. Denn Nichts ist nicht unbedingt nichts. Ihr werdet sehen ;-)