Seemannsclub

Wir bekommen auf unserer Reise ziemlich hautnah Einblick in das Leben der Seemänner. Seefrauen hat es bei uns keine an Bord, aber bei der Hamburg Süd, unter der wir fahren, gibt es offenbar auch wenige Frauen, die den Beruf wählen.
Grob unterscheiden lässt sich die Mannschaft in Offiziere und Matrosen. Und diese jeweils wiederum in die Bereiche Nautik und Technik. Da wir mit den Offizieren essen, haben wir natürlich vor allem mit ihnen Kontakt. Die Mechaniker und Techniker kümmern sich um alles im Bauch des Schiffes. Also um den Motor, die Hilfsdiesel, die Wasseraufbereitung, die Heizung etc. Die Nautiker sind für alles zuständig, was oben auf dem Schiff passiert. Primär natürlich für das Steuern des Schiffes, dann gehört aber auch die Kontrolle der Ladung dazu, die ganze Schiffsadministration und die ganze Personaladministration.
Die Mechaniker arbeiten den Tag durch ganz normal ihre 8 Stunden. Abends und in der Nacht sind die Offiziere im Pikettdienst, müssen also raus, wenn mit der Maschine was nicht stimmt. Die Nautiker organisieren sich im Schichtbetrieb. Von den nautischen Offizieren (davon gibt es drei) hat jeder 2x pro Tag eine Vierstundenwache auf der Brücke.
Der Kapitän ist im normalen Seebetrieb überraschend wenig auf der Brücke – er hat halt die Gesamtverantwortung für das Schiff und arbeitet da, wo es ihn braucht – meist im Büro über irgendwelchem Schreibkram. Wenn das Schiff an – oder ablegt, dann sind alle auf den Beinen – da braucht es jede Hand. Und: dann ist Steuern natürlich Chefsache.
Solche Vierstundenwachen sind recht einsam. Wie überhaupt das Leben an Bord. Die Leute treffen sich zwar ab und zu zu einem Bier oder einem Kartenspiel und man sieht sich beim Essen. Sonst geht aber jeder seine eigenen Wege und jeder ist froh um sein Reich, seine Kabine. Die Filipinos sind etwas geselliger, die treffen sich ab und an auch im Mannschaftsraum. Die Leute sind wochenlang von ihren Familien weg und haben ausser Mail keine Möglichkeit, mit zuhause Kontakt aufrechtzuerhalten. Das schlaucht. Umso wichtiger sind dann die Zeiten in den Häfen. Da kommt normalerweise immer ein Pastor der Seemannsmission vorbei und spricht mit der Mannschaft. Ob man dann christlichen Glaubens ist oder nicht, spielt nicht so eine Rolle. Hauptsache, man hat jemanden, der einem zuhört und mit dem man reden kann.
In den grösseren Häfen gibt es nebst der Seemannsmission meist auch einen Seemannsclub. Das sind Räumlichkeiten irgendwo in der Stadt, wo die Seeleute etwas trinken können, wo aktuelle Zeitungen aufliegen, wo man spielen kann und vor allem: wo man günstig ins Internet kann. Und so herrscht denn in der Mission immer ordentlich Betrieb. Die meisten Leute skypen mit ihren Familien, jeder für sich mit seinem Laptop und Kopfhörern. Als Gast in einer Seemannsmission ist es einem fast ein wenig peinlich, denn Privatsphäre gibt es da wenig. Und doch sind diese Gespräche dann sehr intim, sehr privat. Meist sehr emotional. Leise-traurig oder auch fröhlich-laut. Ein berührendes Erlebnis, wenn man das miterlebt. Kein einfacher Beruf, denke ich.

And now to something completely different! Eine kleine Quizfrage: Was denkt ihr, wieviel Treibstoff braucht unsere Paranagua Express im Durchschnitt so pro Tag? Auflösung morgen…

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