Von Chile nach Argentinien

Den Grenzübertritt von Chile nach Argentinien haben wir gestern in vielfältiger Art und Weise „erfahren“. Von Chaitém ging es zuerst mal weiter auf der Carretera Austral, zuerst auf geteerter, dann wieder auf geschotterter Strasse. Vorbei an Seen und Flüssen durch die satte, grüne chilenische Vegetation. Die Strasse führte immer höher, die Vegetation wurde etwas lichter. Allerdings ist die Andenkette in dieser Region nicht gar so hoch und so haben wir den Pass bald erreicht, auf dem die Grenze zwischen Chile und Argentinien lag. Von da waren es dann nochmals gut 40km fahrt bis Trevelin, wo wir übernachteten.

Den Klimaunterschied zwischen Chile und Argentinien erlebt man sehr direkt. Auf chilenischer Seite ist es feucht, neblig, regnerisch. Das kommt daher, dass sich die pazifischen Winde an den Berghängen ausregnen. Auf der argentinischen Seite hinter der Andenkette ist die Luft dann bereits trocken und zudem fliesst sie über dem Kamm wieder einige Höhenmeter hinunter. Dadurch entsteht das, was wir bei uns in der Schweiz als Föhn kennen. Warme, trockene Luft, wolkenloser Himmel. Vom Faserpelz zu den kurzen Hosen also.

Den Grenzübertritt haben wir aber auch noch in anderer Hinsicht erlebt. Wir standen gestern frohen Mutes am chilenischen Zoll. Da wir ein chilenisches Auto haben, müssen wir dieses beim Grenzübertritt deklarieren – wir mussten beim Autoverleiher vorher die entsprechende Erlaubnis zum Grenzübertritt einholen. Nur leider fehlten uns einige wichtige Papiere. Der chilenische Zollbeamte liess uns nicht raus. Also zurück ins letzte Dorf mit dem schönen Namen Futaleufú. Darunter darf man sich nichts Grosses vorstellen – ein paar Häuser, eine Plaza und eine Kirche. Aber immerhin so gross, dass es Gott sei dank einen lokalen Computerfreak gab, der in seinem „Laden“ so ziemlich alle benötigten technischen Geräte zur Verfügung hatte: Computer mit Internetanschluss, Drucker und Scanner. Also bei der Verleihstelle (in Puerto Montt, immerhin 3 Reisetage entfernt und die wollten zuerst, dass wir das Dok am Schalter abholen) anrufen, Dokument per Mail zusenden lassen. Ausdrucken. Unterschreiben. Scannen. Zurückschicken, damit der Autoverleiher seine Stempel druntersetzen kann. Dann wieder an uns mailen und nochmals ausdrucken. Hat dank technischer Unterstützung gut geklappt und auch nur 3 Stunden gedauert.

Dann nochmals zum Zoll. Dieses Mal ist der chilenische Beamte zufrieden. Also weiter zum argentinischen Posten. Hier schüttelt der Zollbeamte den Kopf, er hat keine Ahnung, wie er unseren Grenzübertritt in seinem Computersystem erfassen muss. Nach langem Hin und Her mit seinem Kollegen und weil er grad Zeit hat und weil Paola so charmant mit ihm plaudert klappt es dann doch irgendwie. Der Weg ist frei.

Allerdings hat uns die ganze Sache soviel Zeit gekostet, dass nun alle Unterkünfte in Trevelin schon ausgebucht sind. Bis auf eine Posada etwas ausserhalb des Städtchens. Also zurück in die Richtung, aus der wir gerade gekommen sind. Inzwischen ist es stockdunkel. Auf der Schotterpiste schleichen wir langsam vor uns her, es ist schwierig, links und rechts die Schilder zu erkennen. Wir finden die Posada nicht. Keine Chance. Also umkehren, zurück ins Städtchen, nochmals fragen. Dieses Mal kriegen wir genaue Auskunft, wo wir suchen müssen. Nochmals zurück auf die Piste. Und siehe da: so gegen 23 Uhr haben wir unser Nachtlager gefunden. Ein sehr schönes übrigens bei Jorge, der uns freundlich aufnimmt und froh um Gesellschaft ist. Wären wir beim ersten Versuch im Dunkeln nur noch 300 Meter weitergefahren, dann wären wir übrigens direkt beim Eingang zur Posada gelandet.

Naja. Immerhin gab es dann doch noch ein bequemes Bett, heute ein gutes Frühstück und ein Ausflug in den hiesigen Nationalpark. Allerdings waren uns auch da die Reisegötter nicht ganz so hold: Aufgrund einer sehr hohen Rattenpopulation sind momentan alle Wanderungen im Nationalpark untersagt. Hanta-Virengefahr. Nicht wandern, nicht aussteigen, nichts anfassen. Eigentlich durften wir gar nichts machen ausser mit dem Auto durch den Park fahren. Das hat sich immerhin gelohnt, der Ausblick auf die blauen Seen unter strahlender Sonne mit Blick auf Gletscher war durchaus reizvoll.

Morgen geht es dann wieder zurück nach Chile – mal schauen, ob sie uns wieder reinlassen.

1 Kommentar
  1. Monica Locher-Schenk
    Monica Locher-Schenk sagte:

    Hallo zäme ich freue mich immer über einen spannenden Zwischenbericht! Nun sind wir ja gespannt, mit welchen Tücken der Grenzübertritt nach Chile gespickt sein wird:) Geniesst eure Erlebnisse, alles was nicht rund läuft, wird zu einem tollen Gesprächsstoff und bleibt länger haften….

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